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Literarisches zum Thema......

Wenn man ein Einzelkind ist, wenn man nicht den Spiegel von Geschwistern hat, um sich darin zu betrachten, scheint die Ungewissheit darüber, wer wir sind, größer zu sein, als wenn wir welche gehabt hätten, als wenn wir mit jemandem aufgewachsen wären, der denselben Einflüssen ausgesetzt war, der dieselben Eltern hatte und sich trotzdem merklich von uns unterscheidet und wir uns von ihm.

Wenn man keine Geschwister hat, bei denen man Kummer loswerden kann, haben wir nur unsere Eltern, sind sie unsere einzigen Bezugspersonen, unser einziger Fokus. Alles beginnt und endet in diesem Punkt, und Phänomene wie Verrat, Liebe, Bewunderung oder Pflicht spürt man intensiver. Die Bande sind oder prägen stärker, und häufig erweist es sich als schwierig, das Eigene vom Ererbten zu unterscheiden.

Wir haben niemanden, mit dem wir uns vergleichen können, die Einsamkeit erstickt uns. Mit wem können wir teilen, bei wem können wir Kummer loswerden? Wen können wir fragen, wem antworten, wen beschuldigen? Wie Distanz gewinnen? Wie im Geiste eine ausgewogene Geschichte konstruieren, wenn wir nur über diesen einen Blick verfügen und dieser Blick auch noch gefiltert ist, beeinflusst von unserem einzigartigen Wesen?

Wenn man keine Geschwister hat, scheint alles speziell für uns entworfen zu sein. Und es besteht die Gefahr, dass wir alles aufbauschen und aus jedem Wort, das man uns sagt, aus jedem Blick, den wir erhalten, oder jeder Kränkung, die man uns zufügt, unendlich viele Schlussfolgerungen ziehen.

Darin liegt auch der Grund, warum wir stärker klammern und uns auch öfter irren. Es kann sein, dass wir unsere Eltern überschätzen, dass uns der notwendige Ablösungsprozess schwerer fällt, und es kann sein, dass wir unsere Eltern manchmal nicht so beurteilen, wie sie es verdienen.

Der Schmerz ist intensiver, vor allem der über unser Einzeldasein.

Wir sind allein. 

aus: „In deinen Augen“ von Marcos Giralt Torrente


Tja, und dann das Thema Einzelkinder.........
Ich ertappe mich dabei, wie ich darüber nachdenke, dass es doch Unterschiede gibt.

Irgendwas anderes strahlt ihr aus. Vielleicht doch eine gewisse Introvertiertheit. So redselig und anregend, inspirierend auch Gespräche sind, trotzdem spürt man eine Distanz, die zu beschreiben schwierig ist.

Sagen wir so, die Haut, die den Körper des Einzelkindes umhüllt, scheint dichter zu sein als bei Geschwisterkindern.

Ihr musstet Euch nicht ständig an anderen reiben, ihr macht vieles mit Euch selbst aus und ihr kennt nicht die Geborgenheit eines Nestes, in dem viele Personen Wärme spenden. 

Vorm Fernseher Arm in Arm mit der Truppe rumzuhängen, “ we will rock you“ bis zur Weißglut der Eltern auf der Fahrt in die Ferien singen und dabei schon nach zwei Minuten Fahrt alle Kekse verschlingen; wenn die Eltern ausgegangen sind gemeinsam im Bett liegen etc...

Klar, es gibt viel Streit, aber nicht immer geht es darum, dass der andere einem etwa wegnehmen könnte.

Nein, kenne ich gar nicht.

Vielmehr so was .......wie ein bedingungsloses Verantwortungsgefühl, Geborgenheit, auch Schuldgefühle, weil man ja schon mal ungerecht ist.

Warum solltet ihr besser teilen können, wenn ihr es gewöhnt seid, dass Papa und Mama meinen, nein, das Gute bekommt der Kleine - no way!

Die Liebe der Eltern mag sich zwar unterschiedlich äußern bei mehreren Geschwistern, aber sie
ist nicht unterschiedlich stark. In dem Fall müssten die Eltern zum Psychiater. Man lernt, dass es viele Facetten der Liebe gibt, sie sich unterschiedlich äußern und man erprobt sie stets an unterschiedlichen Menschen.

Das ist nicht dasselbe mit Freunden !!!

Zurück zur Haut. Sie ist abgenutzter bei uns Geschwisterkindern, aber dadurch weicher, flexibler, wie ein Teig. Und das Leben ist wie ein Teig, den man formt und sicherlich ist er bei uns nicht so sauber und rein wie der eines Einzelkindes, aber vielleicht, ja- das ist es- macht diese Perfektion, die ihr ausstrahlt, dieses " ich komme so wunderbar zurecht im Leben "- uns unsicher,

uns Geschwisterkinder.

Sandra Ellegiers, Journalistin und Geschwisterkind


Einzelkinder keine sozialen Versager

Sie sind nicht auf dem Ego-Trip und besser als ihr Ruf – Aber auf ihnen lastet besonderer Erwartungsdruck

Ihr Image ist nicht gerade das beste. Einzelkinder gelten als verwöhnt, verzogen und egoistisch. Vor langer Zeit waren Einzelkinder tatsächlich nicht selten Mamas verhätschelte Lieblinge. Inzwischen sind sie der Normalfall. Experten bescheinigen ihnen, nicht weniger umgänglich zu sein als Kinder mit Geschwistern.

Dass die Zahl der Einzelkinder ständig steigt, ist allerdings ein Vorurteil: "Die Zahl der kinderlosen Frauen hat zwar deutlich zugenommen, und die Zahl der Familien mit vielen Kindern ist stark rückläufig", sagt Harald Rost vom Staatsinstitut für Familienforschung in Bamberg. "Aber bei den Familien mit ein oder zwei Kindern gibt es keine rapiden Veränderungen."

"Die Zahl der Einzelkinder ist seit 15 Jahren konstant", bestätigt Hartmut Kasten, Psychologieprofessor am Staatsinstitut für Frühpädagogik in München. Allerdings stellen Familien in Deutschland inzwischen nur noch 40 Prozent der Haushalte, und in jeder zweiten Familie lebt nur ein Kind.

Obwohl die Ein-Kind-Familie also mittlerweile Standard ist, müssen sich Einzelkinder immer noch unterschwellige Vorwürfe gefallen lassen: "Da heißt es dann, der kriegt alles, der darf alles", sagt Kai Kaye, ein Arzt aus Berlin, der selbst als Einzelkind aufwuchs. Selbst von Freunden sei zu hören, Einzelkinder seien arrogant, strebten stets nach Aufmerksamkeit und könnten nicht teilen.

www.einzelkinder.de

"Sowas nervt", sagt Kaye, der Ende 2003 die Website www.einzelkinder.de gestartet hat. Das Portal dient der Kommunikation zwischen Einzelkindern - allerdings mit selbstironischem Unterton. "Wir haben kein wirkliches Problem damit, Einzelkinder zu sein", betont Kaye. "Aber wir sind anders - irgendwie."

Das ist auch das Ergebnis einer Studie der britischen Autoren Jill Pitkeathley und David Emerson: Demnach sind Einzelkinder überdurchschnittlich verantwortungsbewusst, pünktlich, gut organisiert, aber auch frühreif, konfliktscheu und eher zugeknöpft.

Weniger gefährdet

Die Studie ist laut Professor Kasten zwar nicht einfach auf Deutschland übertragbar. Einige Gemeinsamkeiten besäßen Einzelkinder aber schon: Weil sie Verantwortung nicht auf Geschwister abwälzen können, seien sie zum Beispiel eher bereit, sich selbst in die Pflicht zu nehmen. Sie gingen zudem häufiger zum Gymnasium als Geschwisterkinder. Auch seien sie weniger gefährdet, alkohol- oder nikotinabhängig zu werden. "Das liegt möglicherweise daran, dass ihnen das eventuell schlechte Vorbild älterer Geschwister fehlt."

Recht häufig kommt es laut Kasten aber auch vor, dass auf Einzelkindern ein besonderer Erwartungsdruck lastet. "Sie müssen alle Hoffnungen und Sehnsüchte alleine schultern. Das kann schon eine schier unerträgliche Bürde sein".

Auch bei Problemen in der Familie haben es Einzelkinder unter Umständen schwer: "Geschwister bieten die Möglichkeit, sich auszutauschen", sagt Andreas Kopp, Familientherapeut in der Caritas-Beratungsstelle Garmisch-Partenkirchen. Falls sich die Eltern trennen, sei das für Einzelkinder oft viel schwieriger.

Eine Legende ist laut Kasten aber die Vorstellung, Einzelkinder wüchsen einsam auf. "Moderne Mütter sorgen dafür, dass sie früh mit anderen Kindern in Kontakt kommen." Das sei auch gut: "Sozialkontakte zu ungefähr Gleichaltrigen sind in jedem Fall positiv".

Dass es so viele Einzelkinder gibt, ist nicht unbedingt gewollt: "Befragungen junger Paare zeigen, dass sich die Mehrzahl zwei oder sogar drei Kinder wünscht", sagt Kasten. Nur lasse sich das aus Sicht der Familien nicht realisieren. "Und das liegt zuallererst daran, dass die Betreuung von Kleinkindern in Deutschland so miserabel ist."

von Andreas Heimann, ©dpa 2004


In naher Zukunft findet Ihr hier weitere Texte und Links zum Thema Einzelkind in Literatur, Geschichte und Gesellschaft.

Desweiteren könnt ihr hier bald T-Shirts und Aufkleber mit dem www.einzelkinder.de Logo bestellen und so mithelfen, die Site möglichst bekannt zu machen.

Bis bald an dieser Stelle....

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